HINTERGRUND: Franz Kafka schrieb eine erste Version von "Der Verschollene" um 1911/1912, verwarf sie jedoch. Ende 1912 nahm er die Arbeit wieder auf und fügte bis 1914 letzte Kapitel hinzu. Der Roman blieb unvollendet. Kafka selbst bezeichnete das erste Kapitel "Der Heizer" (1913) als "Ein Fragment". Max Brod veröffentlichte das gesamte Manuskript posthum unter dem Titel "Amerika".
Die Geschichte handelt von Karl Roßmann, einem siebzehnjährigen Jungen, der nach Amerika geschickt wird, nachdem er ein Dienstmädchen verführt hat. Er trifft einen reichen Onkel, wird später verstoßen und lebt mit Landstreichern und der Sängerin Brunelda. Seine Situation verschlechtert sich stetig, und der Roman endet im "Theater in Oklahoma".
Das zentrale Thema ist die Entlarvung des amerikanischen Traums als Mythos. Karl scheitert an diesem Ideal. Der Roman spiegelt auch das Thema des verlorenen Sohnes wider, ein Motiv, das Kafka in mehreren Werken aufgriff.